Herbert Sandberg
Im KZ
Nach seinem Umzug
von Breslau nach Berlin begann Herbert Sandberg, für verschiedene
Arbeiterzeitungen zu zeichnen, so für "Rote Post", den
"Eulenspiegel", den "Wahren Jakob" und den "Roten
Pfeffer". Er wurde
Mitglied in der ASSO und 1930 in der KPD. Nach der Machtergreifung der Nazis
arbeitete er zunächst im Untergrund für die KPD, so druckte und verteilte er
KPD-Flugblätter. Unter anderem warf er Flugblätter
aus der obersten Etage des KdW in die Massen. In den Arbeiterbezirken im Norden
Berlins arbeitet er illegal für die KPD unter dem Namen Max Wallach.
Später floh er nach Prag. Im Parteiauftrag kam er zurück nach Berlin und wurde
1934 verhaftet.
Nach 5 Monaten
Haft in Plötzensee wurde Herbert Sandberg vom
Kammergericht zu 3 Jahren Zuchthaus
wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt und im Zuchthaus
Brandenburg-Görden eingesperrt.
Dabei sollte es nicht bleiben.
Nach Verbüßung seiner Zuchthausstrafe wird Herbert Sandberg nicht entlassen,
sondern am 21. Juli 1938 in das damals noch nicht fertig gestellte KZ Buchenwald
mit der Häftlingsnummer 3491 eingeliefert. Dort arbeitet er als Häftling
vorwiegend als Steinträger, Maurer und Putzer.
Zur Erinnerung, bei Antritt
seiner Zuchthausstrafe war Sandberg 26 Jahre alt und 30 als er in das KZ
Buchenwald einkekerkert wurde.
Von 12 Jahren Naziherrschaft
war er 11 Jahre hinter Gittern, die besten des Lebens. Und wenn man bedenkt,
dass er durch rote und gelbe Winkel als Kommunist und Jude gekennzeichnet war, hätte
ihm sicher keiner eine Überlebenschance gegeben. In seinem autobiografischen
Buch „Spiegel eines Lebens“, das ich Ihnen an dieser Stelle nur empfehlen
kann, schildert Herbert Sandberg sein Leben im KZ, den täglichen Überlebenskampf
und die Brutalität der SS-Aufseher.
Aber er erlebt auch eine
Solidarität gerade unter den Kommunisten, ohne die er diese Zeit nicht überlebt
hätte.
Der
tägliche Überlebenskampf lies ihn, den Zeichner, den Grafiker nicht einen Tag
an das Zeichnen denken. Erst 1944 hält er während einer Krankheit, mit Ruß
und Schlämmkreide 18 Szenen aus dem KZ-Leben fest: "Arbeit", "Am
Baum", "Mithäftling" u.a.
Die Blätter werden illegal aus
dem Lager nach Erfurt geschmuggelt und dort versteckt. 1946 vervollständigte er
die Blätter und gab sie 1949 kamen sie als Holzschnittskizzen im Aufbau-Verlag
als der Zyklus "Eine Freundschaft" heraus.
Im
"Schwur von Buchenwald" danken am 19. April 1945 die ehemaligen Häftlinge
den Befreiern und schwören, dass sie erst Ruhe geben, bis der Letzte Schuldige
an den KZ-Verbrechen vor Gericht seine Strafe erhält.
Wie
schlimm muss es für Herbert Sandberg dann gewesen sein, als die junge
Bundesrepublik viele Nazis in höchsten Ämtern anstellte und in alte Würden
verhalf? Im 2. Raum finden Sie die Grafik „Die
weiße Weste“, die auf genau dieses Thema eingeht.
Angehörige und Wegbegleiter von Herbert Sandberg haben mir berichtet, dass er auch in späteren Jahren wenig über seine Zeit im KZ gesprochen hat. In seiner Art hat er seine Erlebnisse in zahlreichen Grafiken und Grafikzyklen verarbeitet, so „Eine Freundschaft“ (1949), „Mein Weg“ (1958-1965) und „Erinnerungen an Buchenwald“ aus dem Jahr 1980.
(aus:
Rede von Andre Eckardt zur Eröffnung der Sandberg-Ausstellung in der Hellen
Panke e.V. am 13.03.2008)